Zum Auftakt ihrer zweitägigen Klausur haben Mitglieder der baden-württembergischen Landesgruppe der Teachers for Future Germany vor dem Kultusministerium rund 400 direkt an Kultusministerin Theresa Schopper adressierte Postkarten übergeben. Achim Beule, Fachreferent für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) am Ministerium, nahm die Karten entgegen, die anlässlich des bundesweiten Bildungsprotesttages des Aktionsbündnisses „Bildungswende-Jetzt“ im September von Bildungsbetroffenen ausgefüllt worden waren, und sagte zu, diese an die Ministerin weiterzuleiten. Auf den Karten hatten Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern ihre Vorstellungen und Wünsche für ein zukunftsfähiges Schulsystem festgehalten.
Die Klausurtagung selbst fand im „Globalen Klassenzimmer“ im Welthaus an der Planie statt. Zusammen mit Akteur:innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wurde in einem Vernetzungsgespräch sichtbar gemacht, welche Prozesse im Zusammenhang mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Land bereits laufen, und wo Handlungsbedarf besteht. So wurde etwa sichtbar, dass es zwar zahlreiche landesweite BNE-Netzwerkstrukturen gibt, die jedoch mangels Ressourcen nur von etwa 10 Prozent aller Schulen genutzt werden. Hier wurde die Frage diskutiert, was die restlichen 90 Prozent der Schulen bräuchten, um BNE als Chance für Schulentwicklung im Sinne des „Whole School Approach“ auch tatsächlich zu nutzen, und welche Form der Unterstützung dafür von ministerieller Seite notwendig wäre – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich die amtierende Landesregierung zum Ziel gesetzt hat, Baden-Württemberg bis 2045 klimaneutral und bildungspolitisch zum „Vorreiterland für BNE“ zu machen.
Der zweite Tag stand im Zeichen der Strategieentwicklung der Teachers for Future für das Jahr 2024: Welche Allianzen zu aktuellen bildungspolitischen Themen können gebildet werden, etwa zur Diskussion um die Wiedereinführung von G9 an Gymnasien? Wie können wir uns auf regionaler Ebene noch besser vernetzen? Wie verändert die sich verschärfende Klima- und Demokratiekrise unser Selbstverständnis und unsere Verantwortung als Lehrer:innen? Welchen Stellenwert hat angesichts der krisenhaften gesellschaftlichen Entwicklungen eigentlich der Diensteid, den verbeamtete Lehrkräfte zu Beginn ihrer Laufbahn leisten und in dem sie geloben, sich für die Werte des Grundgesetzes stark zu machen?
Am Ende der Klausur waren sich die Teilnehmenden einig in ihrer Schwerpunktsetzung für die kommende Zeit: stärkere Sichtbarmachung und strukturelle Verankerung von BNE, Engagement für eine Transformation des Bildungssystems als Teil der notwendigen sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft sowie das Anstoßen einer öffentlichen Debatte über das Selbstverständnis und die Aufgaben von Lehrkräften in Zeiten des Rechtsrucks.
Dabei waren im Laufe des zweitägigen Treffens unter anderen Fachreferent Achim Beule (Kultusministerium), Landtagsvizepräsident Daniel Born, der Erste Bürgermeister von Freiburg, Ulrich von Kirchbach, Vertreter:innen der Jungen GEW und von Fridays for Future Stuttgart und Tübingen sowie rund 15 Lehrkräfte unterschiedlicher Schularten aus verschiedenen Teilen Baden- Württembergs.
„Das Treffen hat mir neue Perspektiven gegeben und mich empowert“, erklärt David Kirk, Lehrer an einem beruflichen Schulzentrum in Weinheim. Nora Oehmichen, Lehrerin in Ludwigsburg, ergänzt: „Gerade in Krisenzeiten ist es umso wichtiger zu erleben, dass man mit seinen Sorgen und Gefühlen nicht alleine ist – was sich im schulischen Alltagsgeschäft leider häufig so anfühlt.“
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